Lexikon

Evolutionismus

ist eine aus der Evolutionstheorie abgeleitete Weltanschauung, wonach sämtliche Phänomene und Vorgänge der menschlichen und außermenschlichen Wirklichkeit ausschließlich auf die Mechanismen der Evolution zurückzuführen sind und somit vollständig durch diese erklärt werden können. Beispielsweise kann es aus dieser Sicht keine (echte) Nächstenliebe geben, sondern nur Formen eines versteckten Egoismus, der letztlich der Arterhaltung dient.

Evolutionstheorie

erklärt und beschreibt die Entstehung der Arten als das Ergebnis einer stufenweisen Höher- und Weiterentwicklung (Evolution), die Tausende von Jahrmillionen umspannt. Somit trägt jedes Lebewesen auch die Geschichte seiner Gattung und anderer Gattungen aus den vergangenen Zeitaltern in sich. Als Ursache dieser Entwicklung werden vor allem Mutation bzw. Variation (Veränderung der vererbbaren Merkmale) und deren Rekombination (Neuverteilung) sowie natürliche Selektion angesehen. Die Evolutionstheorie wurde insbesondere durch Charles Darwin (1809–1882) begründet. Alle heutigen Ausprägungen der Evolutionstheorie beziehen dabei die sog. Abstammungs- oder Deszendenztheorie ein, die besagt, dass alles Leben auf der Erde einen gemeinsamen Ursprung hat.

Ewigkeit

Im Laufe des Nachdenkens über Zeit haben sich zwei verschiedene Vorstellungen von Ewigkeit herausgebildet: Zum einen die Vorstellung einer unermesslich bzw. unendlich langen Dauer. Hierbei werden die aus dem Alltag bekannten Strukturen der Zeit ins Unendliche verlängert. Eine andere Vorstellung hat Augustin verdeutlicht. Er versteht darunter etwas, was unabhängig von der Zeit existiert, also ein Zustand der Zeitlosigkeit oder Unzeitigkeit. »Wenn die Gegenwart immer gegenwärtig wäre und nicht in die Vergangenheit überginge, so wäre nicht mehr Zeit, sondern Ewigkeit.« Dies deckt sich mit den Erfahrungen von Meditierenden, die in der Versenkung ganz in der Gegenwart aufgehen. Naturwissenschaftlich könnte Ewigkeit als ausgedehnte Gegenwart verstanden werden, wie sie in einem Quantenzustand vorliegt (Quantenphysik), der noch nicht durch einen Messprozess unterbrochen wurde. In einem Quantenzustand haben z. B. die Elektronen eines Atoms mögliche Orte; sie sind bis zu einer Messung also nicht festgelegt, sondern können gleichzeitig verschiedene Lokalitäten haben. In der biblischen Vorstellung der von Gott erfüllten Zeit ist Gottes Ewigkeit keine Zeitlosigkeit, sondern etwas, was alle Zeit umgreift und durchdringt.

Exil, babylonisches (auch: babylonische Gefangenschaft)

bezeichnet die Zeit des Aufenthalts der judäischen Oberschicht in Babylon nach der Eroberung und Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar II. Die Zeitspanne umfasst vermutlich die Jahre 587 bis 537 v. Chr. Die Rückkehr nach Jerusalem erfolgte mit der Erlaubnis des gegen die Babylonier siegreichen Perserkönigs Kyros II.

Exklusivismus

Wenn eine Religionsgemeinschaft für sich beansprucht, als einzige die Wahrheit zu vertreten und damit der Weg zum Heil auch nur durch sie und in ihr zu erlangen ist, spricht man von Exklusivismus. Die klassische Formulierung aus dem christlichen Bereich für diesen Anspruch ist die Aussage »extra ecclesiam nulla salus« (»außerhalb der Kirche kein Heil«), die 1215 auf einem Kirchenkonzil formuliert wurde. Später wurde dies von der katholischen Kirche dahingehend interpretiert, dass es heilsnotwendig sei, Glied der katholischen Kirche zu sein (»ekklesiologischer Exklusivismus«). Im Protestantismus wurde eine Formel geprägt, die weniger auf die Kirchen- bzw. Konfessionszugehörigkeit zielte, sondern auf das Bekenntnis zu Christus: »nulla salus extra Christum«. Berühmte Vertreter für solch einen »christozentrischen Exklusivismus« sind Martin Luther und Karl Barth.

Exkommunikation

bezeichnet eine Kirchenstrafe in der katholischen Kirche, die den Ausschluss aus der Kirchengemeinschaft zur Folge hat. Dieser Kirchenbann kann zeitlich begrenzt sein.

Exodus

(griech-lat.) bedeutet Auszug (der Israeliten aus Ägypten). Mit dem Begriff Exodus bezeichnet man auch das 2. Buch Mose.

Extremismus

(lat. extremus: äußerst, entferntest): etwas, das über das »Normale« und »Gewöhnliche« hinausgeht. In der Politik bezeichnet der Extremismus Positionen, die sich am äußersten Rand der jeweiligen politischen Einstellung befinden, also z. B. »extrem rechts« oder »extrem links« sind. Im religiösen Sinn sind sog. Extremisten Menschen, die häufig mit Mitteln der Gewalt und des Terrors andersdenkende Menschen dazu bringen wollen, eine andere Religion anzunehmen, ihren Lebensstil zu ändern und/oder einen Staat nach ihren strengen Glaubensregeln zu errichten. In diesem Zusammenhang wird auch von religiösem »Fundamentalismus« gesprochen.

EZW

die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, ist eine Forschungs-, Dokumentations- und Beratungsstelle der EKD. Ihre Aufgabe besteht darin, »die Entwicklungen im religiös-weltanschaulichen Bereich zu beobachten und ihre Bedeutung für die Evangelische Kirche in Deutschland zu klären«. Sie will »zur christlichen Orientierung im religiösen und weltanschaulichen Pluralismus beitragen, einen sachgemäßen Dialog mit Anders- und Nichtglaubenden fördern« sowie »über Entwicklungen und Tendenzen der religiösen Landschaft in Deutschland informieren«. Dies geschieht z. B. durch Veröffentlichungen, Tagungen und Beratung.

Fairtrade


Fairtrade (engl.: fairer Handel) bezeichnet Produkte, bei deren Herstellung auf soziale, ökologische und ökonomische Kriterien geachtet wird, wie z. B. demokratische Kooperativen, Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit, faire Arbeitsverträge, Zugang zu Trinkwasser und medizinischer Versorgung für die Arbeiter (sozial), Biodiversität, Verbot gefährlicher Pestizide, keine Wald-rodung (ökologisch), Mindestpreise, transparente und langfristige Handelsbeziehungen (ökonomisch). Die Produkte müssen sich vollständig zurückverfolgen lassen (Lieferkette). Es gibt verschiedene Fairtrade-Siegel, die unterschiedlich strenge Kriterien und Kontrollen haben (z. B. der Mindestanteil an fair gehandelten Zutaten in einem Produkt).

Fan

Mensch, der sich für etwas oder jemanden über einen längeren Zeitraum begeistert und dieser Begeisterung auch Ausdruck gibt, indem er für seine Leidenschaft Geld und/oder Zeit investiert. Der Begriff kommt im Englischen mit derselben Bedeutung vor; er stammt von engl. fanatic (Fanatiker) ab.

Feministische Theologie

Feministische Theologie: Sie entstammt der Frauenbefreiungsbewegung, die sich seit Ende der 60er-Jahre gegen die – trotz formaler Gleichberechtigung immer noch existierende – Diskriminierung von Mädchen und Frauen engagiert. Feministische Theologinnen erforschen kritisch Bibel, Kirchengeschichte und christliche Glaubenslehre und -praxis aus der Perspektive von Frauen und kritisieren und revidieren einseitig männliche Denkweisen; z. B. bringen sie verdrängte Frauentraditionen in einer patriarchalisch geprägten Bibel ans Licht (etwa die Existenz von Jüngerinnen Jesu, die lange Zeit nicht beachtet wurde). Mittlerweile wird die feministische Theologie durch Gender-Theologie ergänzt, wobei auch zunehmend die Vielfalt sexueller Identität in den Blick kommt.

Filesharing

bedeutet wörtlich übersetzt »Teilen von Dateien«. Digitale Daten, die sich im Besitz eines Nutzers befinden, werden dabei anderen Nutzern über das Internet zur Verfügung gestellt. Auf dem Computer des »Nehmers« wird eine Kopie der Datei erstellt, der »Geber« bleibt in Besitz der freigegebenen Datei. Weil im Zuge des Kopierens häufig urheberrechtlich geschützte Dateien in Umlauf geraten, zu deren Weitergabe der Anbieter nicht berechtigt ist, ist diese Art des digitalen Teilens umstritten.

Firmung

(lat. firmatio: Bestätigung, Bekräftigung) Die Firmung ist eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche. Im Ritual der Handauflegung und der Salbung – in der Regel durch den Bischof – sollen die Firmlinge die bestärkende Kraft des Heiligen Geistes erfahren. Die Firmung wird oft auch als bewusstes Ja zum Glauben verstanden, das in der Taufe Eltern und Paten stellvertretend für das Kind gesprochen haben. D. h. die Firmlinge müssen alt genug sein, um diese Entscheidung auch verantworten zu können, meist als Jugendliche, manchmal aber auch als Erwachsene. Ähnlich wie bei der Konfirmation geht eine Vorbereitung voraus, in der man sich mit Glaubensfragen auseinandersetzt.

Fisch

(christlich): Der Fisch ist ein urchristliches Symbol: Das griechische Wort für Fisch »ICHTHYS« enthält die Anfangsbuchstaben des Bekenntnisses »Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter« (Iesous CHristos THeou Yios Soter).

Flüchtling

Ein Flüchtling ist eine Person, die wegen einer Notlage aus ihrem Heimatland geflohen ist. Die Gründe dafür können z. B. Gewalt und Krieg, politische oder religiöse Verfolgung, eine fehlende Lebensgrundlage (Hunger, Armut) oder/und Naturkatastrophen sein.

Flugschrift

Flugschriften gehören zu den ersten Medien der Massenkommunikation, man kann sie als eine Art Vorläufer der Tageszeitungen bezeichnen. Möglich waren sie seit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450. Durch sie wurden Stellungnahmen zu aktuellen Ereignissen veröffentlicht, mit deren Hilfe versucht wurde, das Meinungsbild zu beeinflussen. Für die Verbreitung der Ideen der Reformation und deren Durchsetzung spielten Flugschriften eine entscheidende Rolle.

fMRT

Die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) misst Veränderungen der Gewebedurchblutung in den verschiedenen Hirnregionen, die durch den Energieverbrauch von Nervenzellen hervorgerufen werden. Sie kann dadurch besonders aktive Abläufe im Gehirngewebe in Form von Schnittbilderserien darstellen, wobei unterschiedliche magnetische Eigenschaften von sauerstoffreichem und sauerstoffarmem Blut genutzt werden.

Foer, Jonathan Safran

(*1977) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller, der neben Romanen und anderen fiktionalen Texten auch das Sachbuch »Tiere essen« (engl. Eating Animals, 2009) veröffentlicht hat. Er löste damit eine breite Kontroverse über das Essen von Tieren, insbesondere unter den Bedingungen der Massentierhaltung, aus.

Fontane, Theodor

Fontane, Theodor (1819–1898) war ein deutscher Dichter und Vertreter des poetischen Realismus. Besonders bekannt ist sein Roman »Effi Briest«.

Fraktur

(von lat. fractura: Bruch) ist eine Schriftart, die Mitte des 15. Jahrhunderts entstand. Sie war von Mitte des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts die meistbenutzte Druckschrift im deutschsprachigen Raum.

Franz von Assisi

(ca. 1181–1226), mit bürgerlichem Namen Giovanni Bernardone, entstammte einer wohlhabenden italienischen Kaufmannsfamilie. Seit seinem Bekehrungserlebnis nach Gefangenschaft und schwerer Krankheit (etwa 1208) zog er als Bettler und Wanderprediger umher und pflegte Kranke. Aus den Anhängern, die sich ihm bald anschlossen, entstand der »Orden der Minderen Brüder«, die späteren Franziskaner. Christus nachzufolgen, bedeutete für Franz von Assisi ein Leben in Armut und Buße im Dienst am Menschen. Ihm wird große Einfühlsamkeit nachgesagt. Eines seiner bekanntesten Gebete ist der Sonnengesang (vgl. das Lied Laudato si, EG 515).

Frauenkirche in Dresden

eine der bekanntes­ten evangelischen Kirchen in Deutschland; erbaut im 18. Jahrhundert, wurde sie im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört. 1994–2005 wurde sie mit Spenden aus Deutschland und der ganzen Welt wiederaufgebaut und gilt heute als ein Symbol des wiedervereinten Deutschlands.

freie Künste

Als freie Künste bezeichnete man im Mittelalter diejenigen Kenntnisse und Fertigkeiten, die man für eines freien Mannes würdig hielt. Sie waren untergliedert in die drei Fächer Grammatik, Rhetorik und Logik als Grundlage und die vier weiterführenden Künste Arithmetik, Geometrie (inklusive Geographie und Naturgeschichte), Musik(-theorie) und Astronomie.

Freikirchen

Die Freikirchen gehen wie die lutherische und die reformierte Kirche auf die Reformation zurück. Ihr Name bringt einen wichtigen Aspekt ihres Selbstverständnisses zum Ausdruck: Ihnen ist wichtig, dass sie nicht an die Strukturen des Staates gebunden sind und sie lassen daher auch nicht über den Staat Kirchensteuern einziehen. Stattdessen finanzieren sie sich aus Spenden. Die einzelnen Freikirchen unterscheiden sich bezüglich ihrer Auffassungen vom christlichen Glauben recht stark. Viele betonen die Bedeutung eines missionarischen Engagements. Einige sind sehr konservativ und haben strenge Moralvorstellungen; mitunter finden sich auch fundamentalistische Überzeugungen. Zu den Freikirchen gehört u.a. die Angehörigen der Pfingstkirche, Baptisten und Mennoniten.

Freireligiöse Gemeinde

Freireligiöse Gemeinde: Mitte des 19. Jh.s schlossen sich nach ihrem eigenen Verständnis vor allem an der Aufklärung orientierte Gruppen aus den christlichen Kirchen zur freireligiösen Bewegung zusammen, die festgelegte Glaubensüberzeugungen und hierarchische Strukturen ablehnten. Das Spektrum der Überzeugungen reichte von einem Christentum in Opposition zu den Kirchen, über naturreligiöse Einflüsse bis hin zu völligem Atheismus. Bis heute sind die in dieser Tradition stehenden Gemeinden im Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands (BFGD) vertreten; lokal können die Bezeichnungen (»Freigeistige Gemeinde« o. Ä.) abweichen.

Freud, Sigmund

(* 1856, † 1939), war als Neurologe, Tiefenpsychologe, Kulturtheoretiker v. a. in Wien tätig; bekannt wurde er vor allem durch seine Studien zum Unbewussten und als Begründer der Psychoanalyse. Wichtig für den theologischen Diskurs sind auch seine religionskritischen Schriften. 

Fried, Erich

(* 1921, † 1988), war Lyriker, Übersetzer und Essayist. In Wien aufgewachsen, emigrierte er als Jude nach dem deutschen Einmarsch nach London. In der Nachkriegszeit war er ein Hauptvertreter der politischen Lyrik in Deutschland und engagierte sich in Publikationen und Vorträgen zu aktuellen politischen Themen. Nach dem Sechstagekrieg 1967 und der Besetzung der palästinensischen Gebiete bezog er auch zunehmend scharf Stellung gegen die Politik Israels.