Lexikon

Tabu

meint allgemein etwas, das (zutiefst) zu vermeiden ist bzw. das man nicht tun darf. Meist geht es dabei um stillschweigend praktizierte Regeln in einer Gruppe oder Gesellschaft, die es verhindern, dass bestimmte Themen oder Sachverhalte an- oder ausgesprochen werden.

Taggen

Taggen bezeichnet den Vorgang, bestimmte Elemente eines Textes mit zusätzlichen Informationen (wie z. B. Schlagwörtern) zu versehen, um sie so leichter auffindbar zu machen.

Taizé

An die 200.000 junge Menschen aller Konfessionen und Nationalitäten kommen alljährlich zu Jugendtreffen nach Taizé in Frankreich. Sie werden von der ökumenischen Ordensgemeinschaft von Taizé eingeladen, mit ihnen zusammen zu beten und zu singen, sich Zeit für Stille und persönliches Nachdenken zu nehmen, sich mit biblischen Texten auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken, wie christliche Lebensgestaltung konkret im Alltag aussehen kann. Andachten mit meditativen Gesängen aus Taizé werden mittlerweile in vielen Gemeinden in Deutschland gefeiert.

Taliban

heißen Angehörige einer radikalen islamischen Miliz in Afghanistan und angrenzenden Gebieten.heißen Angehörige einer radikalen islamischen Miliz in Afghanistan und angrenzenden Gebieten.

Talmud

Talmud: Der mehrere tausend Seiten umfassende Talmud ist die zweite für das Judentum maßgebliche Grundlage neben der Hebräischen Bibel. Er besteht aus der Mischna und der Gemara: Die Mischna ist die grundlegende Sammlung der mündlichen Tora und ergänzt die schriftliche Tora. Der Talmud ist in einem langen Prozess zwischen dem 2. Jh. n. Chr. und dem Mittelalter schriftlich fixiert worden. Er liegt in zwei verschiedenen Fassungen vor, dem babylonischen und dem Jerusalemer Talmud. Er enthält einerseits Diskussionen zur Halacha, andererseits erzählende Texte (z. B. Legenden, Sagen), die historische Erfahrungen oder Lebensweisheit vermitteln (sog. Haggada). Der Diskussionsprozess, der sich im Talmud spiegelt, ist prinzipiell unabgeschlossen, er bleibt immer neue Aufgabe. 

TaNaCh, TeNaCh oder TaNaK

(das »K« am Ende wird als »ch« gesprochen) ist die Bezeichnung für die  jüdische Bibel. Der Begriff stellt ein Kunstwort dar, das sich aus den Anfangsbuchstaben ihrer Bestandteile ableitet: aus der Tora im engeren Sinne, also die fünf Bücher Mose, den Propheten (Nevi’im), wozu auch die Bücher Josua, Richter, Samuel und Könige gehören, und aus den Schriften (Ketuvim).

Tantrayana

(sanskr.: das Fahrzeug der Tantra-Bücher): eine der drei großen Richtungen des Buddhismus. Während der Mahayana-Buddhismus die Einsicht in die Befreiung durch Weisheit zu finden sucht, müht sich der Tantrayana darum, die vorausgesetzte Befreiung auch dem Ungebildeten unmittelbar erfahrbar zu machen. Er bedient sich dabei vielfältiger meditativer, magischer und esoterischer Praktiken.

Tasbih

nennt man eine islamische Gebetskette, vergleichbar dem katholischen Rosenkranz; 99 (manchmal auch 33) Perlen stehen für die 99 Namen Gottes.

Taube

ist in der Bibel zum einen Friedensbotin (Gen 8,10), zum anderen symbolisiert sie bei der Taufe Jesu den Geist Gottes (Mt 3,16).

Taufe

Die Taufe ist ein Sakrament, durch das der Täufling in die christliche Gemeinde aufgenommen wird. Sie wird durch dreimaliges Begießen des Kopfes mit Wasser oder Untertauchen im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes vollzogen. Dazu kommt das Bekenntnis des Glaubens durch den Täufling, das bei der Taufe eines Säuglings die Eltern und Paten bzw. Patinnen stellvertretend sprechen. Die Taufe ist einmalig und wird von allen christlichen Konfessionen anerkannt. Sie ist ein Geschenk Gottes, in ihr wendet sich Gott dem Menschen bedingungslos zu.

Tauschring

(auch Tauschkreis, Tauschsystem) bezeichnet den Zusammenschluss von Menschen, z. T. auch von Unternehmen, mit dem Ziel, Waren oder Dienstleistungen ohne den Einsatz von Geld unter den Mitgliedern gerecht auszutauschen. Solche alternativen Wirtschaftskreisläufe verwenden eigene Verrechnungseinheiten, um Angebot und Nachfrage in eine Balance zu bringen, und stellen Tauschregeln auf. Neben Zeittauschringen, die sich an der aufgewendeten Lebenszeit orientieren, gibt es auch Systeme, die auf der Gleichwertigkeit von Verrechnungseinheiten und gesetzlicher Währung basieren (z. B. LETS). Die meisten Tauschringe verfolgen auch politische Ziele, wie z. B. die Stärkung regionalen Wirtschaftens oder das Erproben von Alternativen zu einem als ungerecht empfundenen Geld- und Arbeitsmarkt.

Tefillin

Tefillin (hebr. tefila: Gebet) sind jüdische Gebetsriemen. Sie bestehen aus zwei Kapseln, die Abschnitte der Tora enthalten und mithilfe der Riemen beim Morgengebet getragen werden. Sie sind ein Zeichen des Bundes mit Gott.

Tempel

Der Tempel in Jerusalem bildete über ein Jahrtausend das Zentrum jüdischen Lebens und Glaubens: Er war der Lebensmittelpunkt des Volkes, diente der Versammlung zum Gottesdienst und wurde für die täglichen Opfergaben genutzt. Er galt als sichtbares Zeichen für Gottes Gegenwart, da dieser nach jüdischer Vorstellung im Allerheiligsten wohnt. Der erste Tempel wurde von König Salomo vermutlich im Jahr 961 v. Chr. erbaut, 587 v. Chr. von den Babyloniern zerstört, ab 520 v. Chr. als zweiter Tempel wieder aufgebaut, bis ihn 70 n. Chr. die Römer endgültig zerstörten. Nur ein Teil der westlichen Stützmauer steht heute noch und ist unter dem Namen »Klagemauer« bekannt. Sie gilt heute als der heiligste Ort des Judentums. Die Weitergabe der Tora und die Möglichkeit, Gottesdienste zu feiern, wurden nach der Zerstörung des zweiten Tempels ganz auf die Synagogen übertragen. Jesus hat sich, wie vor ihm manche Propheten, sehr kritisch mit dem Tempelkult auseinandergesetzt und mit seiner »Tempelreinigung« (Mk 11,15–18) die Priesterschaft provoziert.

Tempelschatz

Er enthielt die heiligen Gerätschaften, die zum Teil aus Gold und Silber waren, die Tempelsteuer, die jeder über 20-jährige Jude jährlich entrichtete, und wertvolle Geschenke. Der Tempelschatz wurde im Laufe der Geschichte immer wieder geplündert.

Tetraplegie

(von griech. tetra: vier; plege Schlag, Lähmung) bezeichnet die Lähmung von Armen und Beinen, also der vier Gliedmaßen, als Folge einer Halswirbelverletzung.

Teufel

(gr. diabolos: Durcheinanderwerfer, Verleumder): Viele Religionen kennen einen Glauben an eine böse Macht und versuchen so, das Böse in der Welt zu erklären. Manchmal wird diese böse Macht als Gegenspieler im Streit mit einer guten Macht vorgestellt (Dualismus, von lat. duo: zwei), manchmal der guten Macht untergeordnet, manchmal als von der guten Macht bereits besiegt gesehen. In der Religionsgeschichte wurden ihr viele Namen gegeben, die dann auch Unterschiedliches bedeuten können: Satan (hebr.: Widersacher), Beelzebub (hebr. baal zebub: Fliegengott, Name einer aus israelitischer Sicht feindlichen kanaanäischen Gottheit), Lucifer (lat.: Lichtträger, nach dem Mythos ein gefallener Engel, Jes 14,12). Im Alten Testament ist Gott die Ursache für gutes wie böses Geschehen. Sehr selten und in sehr spät entstandenen Schriften ist dort auch von Satan die Rede. Wahrscheinlich ist die Vorstellung einer bösen Gegenmacht aus benachbarten Religionen eingeflossen. Im Hiobbuch oder in Sach 3,1 gehört Satan zum Hofstaat Gottes und tritt dort als Ankläger auf. Nur in 1. Chr 21 ist Satan ein von Gott gelöster böser Dämon. Im Neuen Testament wird immer wieder mit dem Teufel gerechnet. Er ist dort der böse Herrscher der von Gott abgefallenen Welt, wurde aber von Christus besiegt (Mt 4). In der Kirchengeschichte dagegen gab es immer wieder Epochen großer Teufelsangst, die dann oft zu schrecklichen Auswüchsen führte (Inquisition, Hexenverfolgung). In der heutigen evangelischen Theologie gibt es kein großes Interesse an der Figur des Teufels. Manchmal wird seine Bedeutung als Symbol für das Böse in der Welt gesehen, das um der Opfer willen nicht schön oder klein geredet werden darf. Vor allem aber wird betont, dass Christen an Christus glauben und sie darum der Teufel nicht schert.

Theodizee

(Kunstwort aus griech. theos: Gott und dikaios: gerecht, Rechtfertigung Gottes) versucht eine gedankliche Auflösung des Widerspruchs zwischen dem Glauben an den einen allmächtigen und gütigen Gott auf der einen Seite und dem erfahrenen Leiden und Bösen in der Welt auf der anderen Seite. Die klassische Formulierung des Widerspruchs lautet: Angesichts des Leidens in der Welt kann ein gütiger Gott nicht allmächtig oder ein allmächtiger Gott nicht gütig sein. In der Neuzeit versuchte der Philosoph Leibniz eine Lösung, indem er diese Welt als die beste aller möglichen Welten voraussetzte. Diesem Versuch widersprach Immanuel Kant auch unter dem Eindruck des katastrophalen Erdbebens von Lissabon 1755, bei dem bis zu 100.000 Menschen umkamen: Die Rechtfertigung Gottes ist »die Sache unserer anmaßenden, hierbei aber ihre Schranken verkennenden Vernunft«. Die gegenwärtige Theologie folgt eher Kant und verweist darauf, dass es nicht im Vermögen des Menschen liegen kann, Gott zu rechtfertigen. Der Glaube an Gott wird die Frage gar nicht beantworten wollen, sondern hütet sich vor zwei Versuchungen: Dem Leid einen vorschnellen Sinn geben zu wollen (und es darin nicht wirklich ernst zu nehmen) oder die Frage nach einem Sinn ganz aufzugeben (und darin zu verzweifeln oder zynisch zu werden).

Theokratie

Ein auf der Theokratie (griech. theos: Gott, krateia: Herrschaft) basierender Staat wird auch als Gottesstaat bezeichnet. Die Theokratie ist eine Herrschaftsform, bei der die Staatsgewalt religiös legitimiert wird bzw. von Personen ausgeübt wird, welche die Gottheit selbst zu vertreten meinen.

Theologie

(griech. theos: Gott, logos: Rede) bezeichnet das methodisch reflektierte Nachdenken über den Glauben, aufgefächert in verschiedene Fachgebiete: Biblische Theologie beschäftigt sich mit den Texten des Alten und Neuen Testaments und seiner Umwelt; Kirchengeschichte erforscht die Geschichte der Kirche von den Anfängen bis in die Gegenwart; systematische Theologie (Dogmatik und Ethik) reflektiert die Grundlagen des Glaubens und kommuniziert sie im Kontext eines gegenwärtigen Wirklichkeitsverständnisses. Praktische Theologie reflektiert die Handlungsfelder der Kirche (z. B. Religionsunterricht, Predigt, Seelsorge …); Religionswissenschaft beschäftigt sich mit Religion im Allgemeinen und mit nichtchristlichen Religionen. Wer Pfarrer/in oder Religionslehrer/in werden will, muss Theologie studieren.

Theravada

(sanskr.: der Weg der alten Lehre): eine der drei großen Richtungen des Buddhismus. Der Begriff Theravada ist erst in der Auseinandersetzung mit dem Mahayana bedeutsam geworden, als die Anhänger der liberaleren Auffassung des Buddhismus sich von den konservativeren Theravadins trennten. Der Begriff Hinayana (kleines Fahrzeug), der auch gelegentlich für diese Richtung verwendet wird, ist eher abwertend gemeint und deutet an, dass die Theravadins nur im klösterlichen Leben den Weg zur Befreiung erkennen. 

Tillich, Paul

Tillich, Paul (*1886 in Starzeddel, heute Polen, †1965 in Chicago), war protestantischer Theologe und Religionsphilosoph. Als Vertreter des religiösen Sozialismus musste er 1933 aus Deutschland emigrieren. Er lehrte in New York, Harvard und schließlich Chicago. Berühmt wurde sein weites Verständnis von Religion als dem, »was uns unbedingt angeht«. Sein Denken war von dem Bestreben geprägt, die christliche Religion und ihren Schatz an Symbolen unter den Bedingungen der Moderne wieder neu zu erschließen. Religion und Kultur bezog er produktiv aufeinander.

Tischendorf, Konstantin von

(*18. Januar 1815 in Lengenfeld (Vogtland), † 7. Dezember 1874 in Leipzig), evangelischer Theologe. Er entdeckte auf Reisen in Europa und im Orient viele alte Handschriften des Neuen Testaments, darunter im Katharinenkloster auf dem Sinai den »Codex Sinaiticus«, den er 1862 herausgab.

Tödt, Heinz Eduard

(*1918, †1991): deutscher Theologe. Im Zentrum von Tödts Denken steht die ethische Verantwortung des christlichen Glaubens. Bekanntheit erlangte v. a. seine »Theorie sittlicher Urteilsfindung«.

Tora

Tora bedeutet wörtlich Lehre, Wegweisung, Lebensorientierung. Der Begriff benennt im Judentum zunächst die fünf Bücher Mose, die schriftliche Tora. Darüber hinaus beschreibt er die nach biblischer Tradition von Gott am Berg Sinai geoffenbarte Gesetzesüberlieferung, die neben der »schriftlichen« auch die »mündliche« Tora (Mischna) umfasst. Schließlich steht der Begriff auch für die gesamte religionsgesetzliche Tradition. Juden betrachten das Gesetz der Tora nicht als Zwang, sondern als Lebenshilfe, als Geschenk Gottes, der sein Volk aus Ägypten befreit hat und der die Freiheit aller Menschen will.

Tora-Schild

Tora-Schild: Zwischen den jüdischen Gottesdiensten wird die Tora-Rolle im Toraschrein verwahrt. Dabei ist sie in Stoff eingewickelt (sog. Mantel), verschnürt (mit dem sog. Wimpel) und mit einer oder mehreren Kronen geschmückt. Außen wird der sog. Schild, eine meist silberne Platte, angebracht. Er trägt neben Symbolen (z. B. Säulen für den Tempel, Löwen für den Stamm Juda, Gesetzestafeln für die Zehn Gebote) auch ein auswechselbares Täfelchen mit dem jeweiligen Feiertag.

totalitäres System

totalitäres System nennt man eine diktatorische Herrschaftsform, die den einzelnen Menschen uneingeschränkt zu beherrschen und ihn in seiner Gesamtheit zu vereinnahmen versucht. Sie gründet sich auf eine bestimmte  Ideologie, der sich alle Mitglieder der Gesellschaft zu unterwerfen haben. Oppositionelle Kräfte werden systematisch ausgeschaltet. Ziel totalitärer Herrscher ist die uneingeschränkte Kontrolle aller gesellschaftlichen Bereiche einschließlich der Massenkommunikationsmittel.

Totalitarismus

nennt man eine diktatorische Herrschaftsform, die den Einzelnen uneingeschränkt zu beherrschen und ihn in seiner Gesamtheit zu vereinnahmen versucht. Sie gründet sich auf eine bestimmte Ideologie, der sich alle Mitglieder der Gesellschaft zu unterwerfen haben. Oppositionelle Kräfte werden systematisch ausgeschaltet. Ziel totalitärer Herrscher ist die uneingeschränkte Kontrolle aller gesellschaftlichen Bereiche einschließlich der Massenkommunikationsmittel.

Totengericht

meint die religiöse Vorstellung, dass jeder Mensch vor ein göttliches Gericht gestellt wird, das beurteilt, ob er ein gutes Leben geführt hat. Nach Ansicht vieler Religionen fällt das Totengericht über die einzelne Person mit dem Letzten Gericht am Ende der Welt zusammen.

Tragik

Nach Aristoteles  ist ein Schicksal bzw. ein Ereignis »tragisch«, das Furcht, Erschütterung, Entsetzen und zugleich Mitgefühl hervorruft. Ein Geschehen wird dann als »tragisch« (und nicht etwa z. B. als traurig, unglücklich o. ä.) bezeichnet, wenn es ausweglos ist, wenn die betroffene Person bewusst leidet und wenn sie unvermeidbar, unverdient in Schuld gerät. Schon in der vorsokratischen griechischen Philosophie wird die Tragik der Existenz im puren Dasein des Menschen begründet, durch das er andere verdrängt.