Lexikon

Pflichtgebet

(Salat): Im Islam gilt die Verrich­tung des Pflichtgebets als der wichtigste Teil der Verehrung Gottes. Es wird fünfmal am Tag zu bestimmten Zeiten verrichtet. Das Gebet besteht aus mehreren Zyklen von Körperhaltungen und im Wortlaut festgelegten Worten bzw. Koranversen. Ein Muslim reinigt sich vor dem Gebet rituell und betet an einem sauberen Ort, z. B. auf einem Gebetsteppich. Das Gebet beginnt im Stehen. Mit erhobenen Händen wird der Lobpreis »Allahu akbar« (Gott ist groß) und mit verschränkten Armen die 1. Sure gesprochen; anschließend verbeugen sich die Beten­den und ehren Gott in Lob und Segenssprüchen. Dann knien sie sich völlig nieder und berühren mit Stirn und Nase die Erde zwischen ihren Händen. Abschließend verharren die Betenden noch für einen Moment sitzend, die Hände auf den Oberschenkeln ruhend, bevor sie sich wieder aufrichten. Am Ende des Gebetes können im Stehen noch private Bitten an Gott gerichtet werden. Freie Gebete werden aber eher selten formuliert.

Pflugschar

bezeichnet die Schneide eines Pfluges. Mit ihrer Hilfe wird der Ackerboden zerteilt.

Pharao

(eigentlich: großes Haus, Palast) ist der Titel der ägyptischen Herrscher. Der Pharao wurde als Sohn des Sonnengottes und Schöpfers verehrt und galt selbst als göttliches Wesen. Ihm gehörte das Land, er bestimmte über alle Menschen, die dort lebten (Religion, ägyptische).

 

Pharisäer

Die Bezeichnung kommt vermutlich von hebr. paroschim und bedeutet »die genau Unterscheidenden«; ihnen war wichtig, die Tora ganz genau einzuhalten, etwa was den Schabbat oder die Speisegebote betraf, und alles Unreine zu vermeiden (Reinheitsvorschriften). Das bedeutete, dass sie sich auch von der römischen Besatzungsmacht und ihrer Kultur konsequent fernhielten; jedoch lehnten sie den gewaltsamen Widerstand ab. Die Pharisäer betonen die Wichtigkeit des Tora-Lernens und des Streitgesprächs – viele unter ihnen waren ausgezeichnete Schriftgelehrte, die kritisch miteinander umgingen, wenn es um die Frage ging, welche Art von Lebensführung am ehesten dem Willen Gottes entspreche. Obwohl die Pharisäer im Neuen Testament vielfach sehr negativ dargestellt werden (zum Beispiel Mt 23,13 ff.), stehen sie in vieler Hinsicht den Lehren Jesu nahe und werden auch an einigen Stellen positiv erwähnt (z. B. Lk 13,31, Joh 3,1 ff.). Gerade die kritische Auseinandersetzung um Glaubensfragen zeigt, dass Jesus sie als ernsthafte Gesprächspartner geschätzt hat. Auf der Grundlage der Lehren der Pharisäer beruht noch heute das gesetzestreue Judentum.

Philosoph/in

(von griech. philosophos: Freund der Weisheit): Denker/in, der/die sich in methodisch reflektierter Weise darum bemüht, die Welt und das menschliche Leben zu verstehen und zu deuten, und dabei auch den Blick darauf lenkt, wie Erkennen oder Verstehen überhaupt möglich ist.

Philosophie

(griech. Liebe zur Weisheit): eine Art Grundlagen-Wissenschaft, die auf methodisch reflektierte Weise versucht, die Welt und das menschliche Leben zu verstehen und zu deuten und dabei auch den Blick darauf lenkt, wie Erkennen oder Verstehen überhaupt möglich sind. Im antiken Griechenland erlebt die Philosophie eine Blütezeit: berühmte Philosophen waren z.B. Sokrates, Platon und Aristoteles.

Pietismus

(lat. pietas: Frömmigkeit): Der Pietismus ist eine wichtige Erneuerungsbewegung innerhalb der evangelischen Kirche. Er begann Ende des 17. Jahrhunderts und setzte sich für eine lebendige Glaubenserfahrung, praktische Frömmigkeit, Abkehr von der Welt und die aktive Mitarbeit der Laien ein. Die heutigen Formen des Pietismus werden meist dem evangelikalen Bereich zugeordnet.

Piktogramm

Ein Piktogramm ist eine vereinfachte grafische Darstellung von Objekten oder Szenen, die eine bestimmte Information vermittelt. Piktogramme (oder Icons) sind Bildzeichen, die unabhängig von Sprache und Kultur international verstanden werden können. Neben dem Internet sind sie deshalb auch häufig an Flughäfen, Bahnhöfen etc. zu finden.

Pilgern

Pilgern (von lat. pergere / per agrum: jenseits des Ackers, in der Fremde) bezeichnet heute das Unternehmen einer längeren, religiös motivierten Reise, die oft zu Fuß gemacht wird. Das Ziel ist meist ein als heilig geltender Ort. Von Bedeutung ist aber nicht nur das Erreichen eines bestimmten Ziels, sondern vor allem das Unterwegssein dorthin. Pilgertraditionen gibt es in den meisten Religionen, im Islam gehört die Pilgerfahrt nach Mekka zum Beispiel zu den Fünf Säulen.

Placebos

Placebos bezeichnen Arzneimittel, die keine Wirkstoffe enthalten. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass solche Placebos trotzdem positiv wirken können, was man als sog. Placeboeffekt bezeichnet. Erklärt wird dies z. B. damit, dass Menschen durch den Glauben an die Wirkung ein neues Zutrauen in ihre eigenen inneren Heilungskräfte entwickeln. Allerdings zeigen neuere Studien, dass sich der Placeboeffekt sogar dann einstellen kann, wenn die Patienten wissen, dass es sich um Placebos handelt.

Plagiat

Diebstahl geistigen Eigentums, z. B. Übernahme fremder Texte, Bilder oder Ideen, ohne sie als solche kenntlich zu machen. In wissenschaftlichen Qualifikationsarbeiten verstoßen solche Übernahmen gegen die Prüfungsordnungen; bei Veröffentlichungen kann das Urheberrecht betroffen sein. 

Platon

Platon (428/7–348/7 v. Chr.): Schüler des Sokrates, Lehrer des Aristoteles, Gründer der ersten Philosophenschule im klassischen Athen, der Akademie (387 v. Chr.). – Zentral für Platons Denken ist die von ihm entwickelte Ideenlehre, nach der unsere »normale« Wirklichkeit nur ein Abbild der einzig gültigen Realität, der Welt der Urbilder (= Ideen), ist. Diese »echte« Realität ist allein dem Intellekt zugänglich, sodass Philosophieren ein Zurückdrängen v. a. der sinnlichen Wahrnehmung bedeutet. Gleichzeitig ist Philosophieren auch eine Lebensform: der wohlwollende Austausch im Gespräch mit anderen. Deshalb sind Platons Schriften auch alle als Dialoge verfasst.

Pluralismus

Unter Pluralismus versteht man Gesellschaftsformen, in denen unterschiedliche Meinungen, Werte, Interessen, Weltanschauungen, Lebensstile und Glaubensüberzeugungen gleichzeitig und friedlich nebeneinander existieren können. Durch das gleichberechtigte Vorhandensein verschiedener gesellschaftlicher Gruppen, die sich gegenseitig kontrollieren und begrenzen, wird eine einseitige Machtkonzentration verhindert. Totalitäre Gesellschaften sind in ihrer Grundausrichtung antipluralistisch.

Pluralismus, theozentrischer

Damit wird ein Modell bezeichnet, das aus christlicher Perspektive zwar einerseits den Exklusivismus überwinden möchte, gleichzeitig aber das Inklusivismusmodell als problematisch empfindet, weil damit letztlich doch am Absolutheitsanspruch des Christentums nicht gerüttelt wird. Zugleich soll auch ein religiöser Relativismus vermieden werden. Vertreter dieser Position rechnen mit unterschiedlichen Erkenntniswegen, halten aber daran fest, dass es eine göttliche Wahrheit gibt, die von den verschiedenen Religionen mehr oder weniger umfassend erkannt wird. In christlicher Ausprägung hieße das, den Reichtum der christlichen Tradition und der in ihr überlieferten Wahrheit selbstbewusst zu betonen und davon auszugehen, der Erkenntnis der Wahrheit besonders nahe zu kommen, ohne sich ein abschließendes Urteil über den Reichtum der anderen Religionen und deren Wahrheitsgehalt anzumaßen. Und es hieße, damit zu rechnen, dass andere Religionen aus ihrer Sicht möglicherweise in einzelnen Bereichen etwas anders und besser erkannt haben als die eigene religiöse Tradition. Entstanden ist der theozentrische Pluralismus im angelsächsischen Bereich, bekannte Vertreter sind John Hick und Paul Knitter.

Pogrom

Pogrom, der oder das (russ. Zerstörung): Der Begriff bezeichnet zuerst die gewaltsamen Ausschreitungen gegen Jüdinnen und Juden im zaristischen Russland Ende des 19. Jh.s (sog. Juden-Pogrome). Heute wird er, unabhängig vom historischen Zeitpunkt, für jede Art von zeitlich begrenzter, ausufernder Gewalt gegen eine Gruppe verwendet, meist einer Mehrheit gegen eine Minderheit. Dass die Verfolgten überhaupt eine klar unterscheidbare Gruppe darstellen, entspricht dabei in der Regel der Vorstellung der Verfolger, nicht der Realität.

Point-and-Click-Adventure

(engl. auf etwas zeigen und anklicken) bezeichnet eine bestimmte Bedienungsform von Computerspielen, bei denen die Benutzenden z. B. mit Hilfe des Zeigers ihrer Computermaus durch das Deuten auf bestimmte Bereiche und das anschließende Drücken einer Taste eine vordefinierte Aktion auslösen.

politische Theologie

möchte zeigen, dass christlicher Glaube und christliche Theologie auch eine politische Dimension haben (müssen). Impulse aus dem Evangelium sollen weiter reichen als bis zur Ausgestaltung privater Frömmigkeitspraxis: hinein in die ökonomischen, gesellschaftlichen und auch kirchlichen Strukturen. Ende der 1960er-Jahre brachte der katholische Theologe Johann Baptist Metz diesen Begriff in die Diskussion ein, der sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Theologie aufgegriffen wurde. Betont wird in der politischen Theologie, dass christlicher Glaube eine kritische und subversive Kraft hat, die es politisch zu nutzen gelte – und zwar nicht im Sinne einer bestimmten Parteipolitik, sondern um Hoffnungsperspektiven für die Menschen zu eröffnen, auf deren Seite Jesus stand.

Polytheismus

(griech. poly: viel, theos: Gott): die Verehrung einer Vielzahl von Gottheiten.

Pontius Pilatus

stammte wohl aus niederem römischen Adel. Er war in den Jahren von 26 bis 36 n.Chr. Präfekt (Statthalter) des römischen Kaisers Tiberius in der Provinz Judäa und hatte unter seinen Zeitgenossen den Ruf, schonungslos und brutal zu sein. Er sah in Jesus vermutlich eine beim einfachen Volk beliebte Führerpersönlichkeit, die von einigen Nachfolgern als »König der Juden« bezeichnet wurde. Nur er als Präfekt durfte ein Todesurteil aussprechen. Obwohl er also die letzte Verantwortung für die Kreuzigung Jesu trug, wurde er später in den Evangelien zunehmend sympathisch dargestellt und es wurden die Juden für Jesu Tod verantwortlich gemacht – einer der Gründe für die jahrhundertelange Verfolgung der Juden.

Postapokalypsefilm

Spielfilm, bei dem die Ereignisse nach einer apokalyptischen Katastrophe dargestellt werden; dabei können durchaus diese selbst und die Geschehnisse im Vorfeld dieser Katastrophe einen größeren Teil der Handlung ausmachen. Betroffen von der Katastrophe sind entweder die Welt oder v. a. die Menschheit bzw. die Zivilisation insgesamt oder zumindest relevante Teile von ihr. Häufig hat die dargestellte Katastrophe eine »reinigende« (katharische) Funktion im Hinblick auf die Überlebenden. Postapokalypsefilme spielen mit der Notwendigkeit und der Möglichkeit, die Menschheit bzw. die Zivilisation »neu« anfangen zu lassen. Interessant ist dabei nicht zuletzt, wie die Überlebenden sich neu organisieren und welche Gruppen- bzw. Gesellschaftsstrukturen dabei entstehen und was ein Leben in einer zerstörten Welt als lebenswert erscheinen lässt.

Priester

Die Aufgaben der Priester waren vor allem an den Tempel und die dortigen Opfer gebunden. Zweimal im Jahr kamen sie dorthin und verrichteten ihren Dienst. In ihren Heimatorten waren sie als Richter, Schreiber oder Toralehrer tätig. Wie die Leviten gehen auch die Priester auf den Stamm Levi zurück, sie sahen sich aber als direkte Nachfahren Aarons (Moses älterem Bruder, der der erste Hohepriester war). Neben dem Tempelgottesdienst und den Opferriten kam ihnen auch die Unterscheidung zwischen rein und unrein zu (Reinheitsvorschriften). Den einmaligen Höhepunkt im Leben eines Priesters stellte die Auslosung zum Rauchopfer dar, da der Priester hierbei den Bezirk des Heiligen hinter dem Tempelvorhang betreten durfte.

Propagandamittel

dienen auf kämpferische Weise der Durchsetzung von politischen Zielen und Machtinteressen. Sie haben den Zweck, die Gefühle und Gedanken und damit auch das Handeln von Menschen gezielt zu beeinflussen.

Prophetinnen und Propheten

Menschen als Medien des göttlichen Wortes kennt man im gesamten Alten Orient. Sie wirkten bei Hof oder am Tempel, in Gruppen oder vereinzelt. Auch Frauen waren dabei (im Alten Testament z. B. Mirjam, Debora, Hulda). In den alttestamentlichen Königserzählungen erfahren wir von Propheten wie Elia oder Nathan, die der Macht des Königs entgegentreten. In den Prophetenbüchern werden Sprüche der sog. »Schriftpropheten« (Jesaja, Jeremia, Ezechiel, Daniel und die 12 »kleinen« Propheten) überliefert und fortgeschrieben. Diese Propheten treten in den großen Krisen Israels auf, deuten die politische Entwicklung, üben Gesellschaftskritik, erinnern an die Tora, stören und verstören mit schlimmen Voraussagen und trösten mit Visionen von einem dauerhaften Frieden. Sie reden dabei nicht im eigenen Namen, sondern wissen sich berufen, ja oft »gezwungen«, und weisen sich mit der Botenformel »So spricht der Herr« als »Mund Gottes« aus. Im Islam werden die alttestamentlichen Propheten anerkannt; auch Jesus wird als Prophet (nicht aber als Sohn Gottes) verehrt. Muhammad gilt als der größte und letzte Prophet.

Protagoras

(*490 v. Chr., †411 v. Chr.) war ein Philosoph der griechischen Antike und gehörte der Gruppe der sog. »Sophisten« an. Der Mensch galt ihm als »Maßstab aller Dinge«. Für Protagoras bedeutet dies, dass es keine objektiven Wahrheiten gibt, sondern nur subjektive Meinungen. Er vertrat ferner eine »agnostische« Position, derzufolge man keinerlei Wissen über Gott bzw. die Götter haben könne.

Protestantisch

»Evangelisch« und »protestantisch« werden meist synonym verwendet – dabei wird im deutschen Sprachraum meist der erstgenannte Begriff bevorzugt, international ist der zweite gebräuchlicher. »Protestantisch« geht darauf zurück, dass 1529 der in Speyer versammelte Reichstag das seit 1521 gültige Reformationsverbot erneuerte. Die evangelische Minderheit wehrte sich mit einer »Protestation«, da sie ihr Gewissen nur an Gottes Wort binden wollte. Die Bezeichnung »Protestanten« wurde damit der gemeinsame Name der vielfältigen Bekenner des evangelischen Glaubens.

Provinz

Palästina war zur Zeit Jesu eingeteilt in die Bezirke Judäa, Samaria, Gaulanitis, Trachonitis, Batanäa, Galiläa und Peräa. Diese Landesteile waren mit Erlaubnis Roms unter den Söhnen Herodes' des Großen aufgeteilt worden. Sie behielten also jüdische Herrscher, die allerdings weitgehend von Rom abhängig waren. Nur Judäa mit der Hauptstadt Jerusalem wurde direkt der römischen Verwaltung unterstellt und erhielt einen Präfekten. Zur Zeit des Todes Jesu war das Pontius Pilatus.

Psalmen

Das Psalmenbuch (Psalter) ist das biblische Gebet- und Gesangbuch der jüdischen und christlichen Gemeinde. Es stellt eine Sammlung unterschiedlicher Lieder dar – unter anderem von Hymnen, Dankliedern, Bittpsalmen und Klagepsalmen. In Hymnen und Dankliedern wird Gott als Schöpfer der Welt und als Retter aus der Not gepriesen. Klagepsalmen bestehen in der Regel aus dem Anruf Gottes, der eigentlichen Klage – einer Schilderung der eigenen Not wie z. B. Krankheit und Anfeindungen durch andere Menschen, und einer Bitte an Gott. Viele Klagepsalmen geben der Gewissheit Ausdruck, dass das Gebet von Gott erhört werden wird. Bekannte Beispiele sind etwa Ps 3, Ps 22 und Ps 69. Nach der Überlieferung von Markus und Matthäus hat Jesus am Kreuz aus Ps 22 zitiert. Fast die Hälfte der 150 Psalmen trägt die Überschrift: »Ein Psalm Davids« oder »Von David« (zum Beispiel auch Psalm 23). Bei einigen Psalmen wird zusätzlich auch noch ein Ereignis aus Davids Leben genannt, in dessen Zusammenhang David den Psalm gedichtet und gesungen haben soll. Historisch ist es unwahrscheinlich, dass diese Psalmen tatsächlich von David stammen, da Psalmen Lieder sind, die im Rahmen von Gottesdiensten im Tempel gesungen wurden. Dieser wurde aber erst von Davids Sohn Salomo erbaut.