Lexikon

Hinduismus

die nach Christentum und Islam drittgrößte Religion der Erde und eine der ältes­ten der Welt mit Ursprung in Indien. Der Hin­duismus vereinigt viele sehr unterschiedliche Glaubens- und Frömmigkeits­rich­tungen. Ge­mein­sam ist vielen die Überzeugung, dass Leben und Tod ein sich ständig wiederholender Kreislauf sind (Samsara). Durch ein gutes Leben kann der Mensch der endlosen Kette der Wiedergeburten entrinnen und zur Er­lösung gelangen (Moksha). Die Hindus glauben an eine große Seele oder Kraft, ein höchstes Prinzip (Brahman). Brahman ist gestaltlos, formlos und unsichtbar, aber all­gegenwärtig.

Hip Hop

bezeichnet eine Richtung der Popmusik, die in den 1970er-Jahren aus den afroamerikanischen Ghettos der USA hervorgegangen ist und sich weltweit verbreitet hat. Ein bekanntes Element ist der Rap (rhythmischer Sprechgesang).

hippokratischer Eid

Benannt wurde dieser Eid, der als eine erste Formulierung ärztlicher  Standesethik gilt, nach dem Arzt Hippokrates von Kos (um 460 – 370 v. Chr.). Der hippokratische Eid wird heute in seiner ursprünglichen Formulierung nicht mehr geleistet, aktuelle Gelöbnisse für Ärztinnen und Ärzte orientierten sich aber in der Regel an diesem.

Historischer Jesus

Historischer Jesus: Seit dem Zeitalter der Aufklärung begann man, mit der neutestamentlichen Überlieferung kritisch umzugehen: Man entdeckte, dass viele Texte vom nachösterlichen Glauben geprägt und nicht auf den historischen Jesus zurückzuführen sind. Es entwickelte sich die historisch-kritische Forschung, die die historisch »echte« Jesusüberlieferung von einer nachträglichen Deutung zu unterscheiden und den Prozess der Entstehung der biblischen Schriften zu analysieren versuchte. In der Geschichte dieser Forschung gab es extrem gegensätzliche Positionen: Zunächst war man sehr optimistisch, das Leben Jesu rekonstruieren zu können (»Leben-Jesu-Forschung«). Dagegen richtete sich die Überzeugung, dass man vom historischen Jesus nichts zu wissen brauche; es reiche die Tatsache, dass Jesus gelebt habe: Denn entscheidend sei der Glaube an den Auferstandenen (wie schon bei Paulus, der ja auch kein Wort über das Leben Jesu schreibt!). In jüngerer Zeit geht man wieder stärker auf »Spurensuche« im Leben Jesu. Es geht dabei nicht um eine Biographie, sondern um die Frage, ob und wie der Glaube an Jesus Christus mit dem historischen Jesus im Zusammenhang steht. Während man zunächst glaubte, den »echten« Jesus vor allem in der Differenz zu seiner Zeit finden zu können (original ist, was weder jüdische noch hellenistische Parallelen hat), geht man heute davon aus, dass Jesus gerade auch als Kind seiner Zeit verstehbar ist. So helfen Kenntnisse z. B. der Archäologie und der (Sozial-)Geschichte des antiken Israel, ein lebendigeres Bild von Jesus zu gewinnen. Auch römische Quellen werden herangezogen; so berichtet Tacitus im Jahre 116 von einem zur Zeit des Tiberius unter Pontius Pilatus gekreuzigten Aufrührer, der einen merkwürdigen Aberglauben begründet habe und dessen Nachfolger »Christen« genannt würden. Ferner werden auch apokryphe Evangelien inzwischen in der Forschung stärker berücksichtigt. Viele Forscher halten Folgendes für konsensfähig: Jesus (aram. Jeschua: Retter) wurde in den Jahren 8 bis 4 vor unserer Zeitrechnung als ältester Sohn von Maria (Mirjam) und Joseph vermutlich in Nazareth geboren (für diesen Ort spricht u. a. sein Name: Jesus von Nazareth – der Geburtsort Bethlehem wäre dann symbolisch zu verstehen: Jesus als Sohn Davids). Seine Muttersprache war Aramäisch. Wahrscheinlich erlernte er das Handwerk seines Vaters und arbeitete zunächst als Zimmermann/Bauhandwerker. Im Alter von ca. 30 Jahren begann er, als Wanderprediger, begleitet von Jüngerinnen und Jüngern, durch Galiläa zu ziehen. Er verkündete die Nähe des Gottesreichs und wirkte als Heiler. In seiner Gesellschaft befanden sich Leute aus »schlechter Gesellschaft« (Zöllner, Prostituierte), aber auch jüdische Gelehrte, mit denen er über die Auslegung der Tora diskutierte. Unterstützung erhielt er u. a. auch von wohlhabenden Frauen. Er geriet in Konflikt mit den religiösen Autoritäten; besonders provokativ war sein Verhalten im Tempel in Jerusalem. In dieser Stadt wurde er unter dem römischen Statthalter Pontius Pilatus ca. 30 n. Chr. hingerichtet – am Kreuz – wie für politische Aufrührer üblich. Die Evangelien erzählen das Leben Jesu aus der Perspektive des Glaubens. Da ist vieles wunderhaft überhöht und ausgeschmückt, aber es ist darum nicht »unwahr«, sondern vielmehr auf eine andere Weise wahr: Es spiegeln sich darin die Erinnerungen an Jesus und die Versuche, sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung »für uns« zu deuten.

Hobbes, Thomas

(* 1588, † 1679), englischer Philosoph, Staatstheoretiker und Mathematiker, verfasste in seinem bekanntesten Werk »Leviathan« (benannt nach dem biblischen Meerungeheuer) eine theoretische Begründung des Absolutismus; angesichts des unsicheren Naturzustands der Menschen, deren Zusammenleben durch Egoismus, Gewalt und den Kampf aller gegen alle charakterisiert ist, sieht er die Notwendigkeit der Übertragung aller Macht auf den Souverän.

Hoheitstitel

Die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus war für die Jüngerinnen und Jünger eine überwältigende Erfahrung. Sie waren überzeugt: Jesu Leben und Sterben hat eine besondere Bedeutung »für uns«; in ihm kommt Gott nahe. Beim Versuch, dies auszudrücken und weiterzusagen, mussten sie auf vorhandene Sprach- und Denkmuster zurückgreifen – von denen jedoch keines das Neue wirklich fassen konnte. Sie gaben Jesus Namen wie Messias (Christus), Sohn Gottes, Menschensohn, Herr, Sohn Davids. Viele Forscher meinen, dass Jesus selbst diese Titel – außer vermutlich dem Titel »Menschensohn« – eher nicht für sich beansprucht hat, dass er aber z. B. durch Heilungen, Sündenvergebung oder seine Praxis des Schabbats Gottes Reich zeichenhaft repräsentiert / vorweggenommen hat.

Hoherpriester

 

Oberhaupt der Priesterschaft des Jerusalemer Tempels; nur der Hoherpriester durfte einmal im Jahr das Allerheiligste des Tempels betreten. Daneben hatte er durch den Vorsitz im Hohen Rat auch große politische Macht. In der Zeit von 18–37 n. Chr. war dies Kaiphas, der von den Römern eingesetzt worden war und sich in seiner langen Amtszeit offenbar gut mit der römischen Besatzung vertrug.

Hohes Lied (Salomos)

In diesem Buch des Alten Testaments wird die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau besungen. Man kann das Hohelied als ein erotisches Gedicht beschreiben, in dem sich die Sprecher / innen abwechseln: eine Frau, ein Mann sowie ein Art Chor / Zuschauer. Die Bezeichnung Hohelied geht auf Martin Luther zurück, wörtlich übersetzt heißt der hebräische Name dieses Buches »Lied der Lieder«. Als das »Hohelied der Liebe« bezeichnet man 1. Kor 13,1–13.

homo homini lupus

lateinisch für: Der Mensch (ist) dem Menschen ein Wolf. Die berühmte, aus der Antike (vom römischen Komödiendichter Plautus) stammende Sentenz bringt die pessimistische anthropologische Grundannahme von Thomas Hobbes auf den Punkt, dass der Mensch eine sehr große Gefahr für seine Mitmenschen darstelle. Er sei von Grund auf (Naturzustand) egoistisch und habe ein natürliches Recht auf alles, was zu einem Krieg aller gegen alle führen würde. Allerdings stellt eine solche existenzgefährdende Konkurrenzsituation ein hohes Risiko für das Erreichen seiner egoistischen Ziele dar. Deshalb delegiert er dank vernünftiger moralischer Einsicht seine Macht freiwillig an einen Souverän, der über ein Gewaltmonopol den Schutz der Einzelperson und die langfristige Einhaltung dieses Gesellschaftsvertrags garantiert.

Homophobie

Homophobie bezeichnet eine Abneigung oder gar Feindlichkeit gegenüber lesbischen oder schwulen Menschen. Diese Haltung ist mit der Vorstellung verbunden, dass nur Heterosexualität »normal« ist. Zum Ausdruck kommt Homophobie z. B. in abwertenden Sprüchen bzw. Beleidigungen, in Witzen oder in offener, ggf. sogar gewalttätiger Ablehnung.

Homosexualität

Als Homosexualität wird die gleichgeschlechtliche Liebe bezeichnet. Für die männliche Homosexualität wird auch der Begriff schwul verwendet, während weibliche Paare als lesbisch bezeichnet werden. Homosexualität gibt es nicht nur zwischen Menschen, sondern ist auch im Tierreich bekannt.

Honecker, Martin

(* 1934), ist ein deutscher Theologe. Er war bis 1999 Professor für Systematische Theologie und Sozialethik an der Universität Bonn.

Horeb

oder auch Sinai heißt nach biblischer Überlieferung der Berg der Gottesbegegnung. Hier wurde Mose aus dem brennenden Dornbusch von Gott berufen; hier erhielt er von Gott die Zehn Gebote. Hier erlebte auch der Prophet Elia eine Gotteserscheinung (1 Kön 19). Heute wird dieser Berg mit dem Dschebel Musa (»Mosesberg«) in Ägypten identifiziert, an dessen Fuß das berühmte Katharinenkloster liegt.

Horkheimer, Max

Horkheimer, Max (1885–1973) war ein Philosoph, dessen Name untrennbar mit der sog. »Frankfurter Schule« verbunden ist, der u. a. auch Theodor Adorno angehörte. Mit ihm zusammen verfasste er im kalifornischen Exil das Werk »Dialektik der Aufklärung«, in dem es um das Scheitern menschlicher Befreiung und das Entstehen neuer Herrschaftsformen geht.

Hosianna

Diesen in den Psalmen oft vorkommenden hebräischen Gebetsruf (»Hilf doch!«) rufen die Menschen Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem zu. Er hat auch Eingang in den christlichen Gottesdienst gefunden.

Hostienfrevel-Vorwurf

Um den Vorwurf des Gottesmordes zu belegen und als bewusstes und kollektives Verhalten von Juden hinzustellen, wurde im Mittelalter das Gerücht erfunden, Juden würden gemeinschaftlich Hostien-Oblaten stehlen, um sie anschließend zu foltern. Aufgrund der Auffassung, dass in den Hostien der Leib Christi anwesend ist, wurde zur Veranschaulichung solcher erfundener Darstellungen ergänzt, dass aus den Hostien heiliges Blut geströmt oder gar Christus als kleines Kind erschienen sei. Die Vorwürfe dienten als Vorwand für blutige Massaker an zahlreichen jüdischen Gemeinden.

Hotspot

(engl.: heiße Stelle, übertragen: Brennpunkt): Ein Hotspot ist ein Ort mit großer Anziehungskraft für Menschen. Manchmal zeichnet sich ein solcher Ort auch durch ein erhöhtes Konfliktpotential aus. Der Begriff Hotspot wird in verschiedenen Zusammenhängen verwendet. Auch Punkte mit öffentlichem drahtlosem Internetzugang nennt man Hotspots.

Huizinga, Johan

(1872–1945) war niederländischer Kulturhistoriker. In seinem bekanntesten Werk »Herbst des Mittelalters« befasst er sich mit Geistes- und Lebensformen im spätmittelalterlichen Europa. In seiner Arbeit »homo ludens« (1938) vertritt er eine Sichtweise vom Menschen, die das Tätigsein des Menschen mit dessen Spieltrieb begründet. Damit grenzt er sich von der philosophischen Anthropologie (Plessner, Gehlen) ab, die den Begriff des »homo faber« (der tätige, arbeitende Mensch) prägte.

Humboldt, Wilhelm von

(1767–1835) war preußischer Staatsmann und vielseitig gebildeter Schriftsteller und Gelehrter. Er prägte das sog. »Humboldt’sche Bildungsideal«, das umfassende Bildung für jeden Menschen als Voraussetzung für die Persönlichkeitsentwicklung ansieht. Orientierung und Grundlage sollte dafür der Humanismus der Antike bieten. Humboldt prägte damit nicht nur das Bildungswesen seiner Zeit, sondern setzte Impulse, die bis in die heutige Zeit reichen. Er reformierte das von Geistlichen dominierte Bildungswesen und etablierte staatlich ausgebildete Lehrer. Er konzipierte anhand der nach ihm benannten Humboldt-Universität zu Berlin eine immer noch aktuelle Vorstellung von Universität, die Professoren nicht nur als Forschende begriff, sondern zu ihrem genuinen Aufgabengebiet auch die Lehre zählte. Humboldts Bildungsgedanke einer umfassenden, allgemeinen Bildung, zu der möglichst viele Menschen freien Zugang haben sollen, spielt in Diskussionen zu Bildungsgerechtigkeit und lebenslangem Lernen eine immer noch entscheidende Rolle.

Hume, David

(1711–1767) war ein für die schottische Aufklärung wichtiger Philosoph und Historiker. Sein Denken wird dem philosophischen Empirismus zugeordnet, in dem die Erfahrung des Menschen und die kritische Prüfung der menschlichen Erkenntnisfähigkeit als zentral für Wissensgewinn gesehen werden.

Hungertuch

Hungertuch: Mit den sog. »Hungertüchern« wurden im Mittelalter in der Fastenzeit Altäre verhüllt – viele Menschen empfanden dieses »Fasten der Augen« fast körperlich als Hunger, daher stammt der Name für diese Stoffbahnen. Bald wurden die Tücher aber aus pädagogischen Gründen mit biblischen Bildern bemalt. Seit 1976 veröffentlicht das katholische Hilfswerk Misereor im Rahmen seiner Fastenaktionen alle zwei Jahre ein neues Hungertuch, das den Blick auf die Glaubens- und Leidenserfahrungen der Menschen in anderen Kulturen und Weltregionen lenken soll.

Hybris

(griech.): Übermut, Hochmut, Selbstüberschätzung; Hybris und darauffolgender Fall des Menschen ist ein häufiges Motiv der griechischen Tragödie.

Hymnus

(griech. hymnos: Tongefüge): ein Lobgesang oder Lobgedicht. Zahlreiche Psalmen und Kirchenlieder sind Hymnen. Heute kennt man den Ausdruck auch durch die Nationalhymne.