Lexikon

Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen

(frz.: Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte): Im Jahr 1789 führt das französische Volk durch die Revolution das Ende der absoluten Monarchie herbei und schafft damit die Voraussetzung für die Déclaration. Sie sichert das Recht auf Freiheit, auf Eigentum, auf Sicherheit und auf Widerstand gegen Unterdrückung zu.

Deir Jassin

ist eine kleine Ortschaft westlich von Jerusalem, in der am 9. April 1948 von der radikal-nationalen Untergrundmiliz Irgun ein Massaker verübt wurde, bei dem über 100 Männer, Frauen und Kinder starben. Dadurch wurde unter der palästinensischen Bevölkerung massenhaft Panik ausgelöst. Das Massaker trug ähnlich wie der verlorene erste israelisch-arabische Krieg maßgeblich zur »Naqba« (oder »an-Nakba«, arab.: die Katastrophe) bei, also zur Flucht und Vertreibung von ca. 600.-700.000 Palästinensern. Die daraus resultierende Flüchtlingsfrage ist eines der Schlüsselprobleme des Nahost-Konflikts.

Deismus

Überzeugung, dass zwar die Schöpfung göttlichen Ursprungs sei, dieser Schöpfergott aber darüber hinaus nicht in das Weltgeschehen eingreife. Als bekannter Anhänger des vor allem in der Aufklärung vertretenen Deismus gilt Gottfried Wilhelm Leibniz. Von ihm stammt auch das bekannte Sprachbild Gottes als Uhrmacher, der die Welt so perfekt hergestellt und in Gang gesetzt hat, dass ein weiteres Eingreifen Gottes nicht nötig ist. Deisten, die alternativ auch Freidenker oder Naturalisten genannt werden, berufen sich auf die von Gott allen Menschen gegebene Vernunft, die eine »natürliche«, also eine nicht geoffenbarte Gotteserkenntnis zulasse. Diese Sicht ähnelt in manchen Punkten bzw. Denkfiguren heutigen Aussagen von Vertretern des Intelligent Design.

Deist

Vertreter des Deismus. Mit diesem Begriff wird die im 17. Jahrhundert in England aufgekommene Überzeugung bezeichnet, dass zwar die Schöpfung göttlichen Ursprungs sei, dieser Schöpfergott aber darüber hinaus nicht in das Weltgeschehen eingreife. Als bekannter Anhänger des vor allem in der Aufklärung vertretenen Deismus gilt Gottfried Wilhelm Leibnitz; von ihm stammt auch das bekannte Sprachbild Gottes als Uhrmacher, der die Welt so perfekt hergestellt und in Gang gesetzt hat, dass ein weiteres Eingreifen Gottes nicht nötig ist. Deisten, die alternativ auch Freidenker oder Naturalisten genannt werden, berufen sich auf die von Gott allen Menschen gegebene Vernunft, die eine »natürliche«, also eine nicht geoffenbarte Gotterkenntnis zulasse. Diese Sicht ähnelt in manchen Punkten bzw. Denkfiguren heutigen Aussagen von Vertretern des intelligent design.

Denkschrift

ist die Bezeichnung für einen Text zu einer bestimmten Fragestellung, der als Standpunkt der Unterzeichner veröffentlicht und für besonders denk-würdig gehalten wird. Die Fachgremien der EKD haben mehr als 20 solcher Denkschriften seit 1962 ausgearbeitet und dem Rat der EKD (das Gremium, das die Geschäfte zwischen den jährlich stattfindenden Synoden führt) zur Verabschiedung vorgelegt.

Determinismus

(von lat. determinare: bestimmen, festlegen, begrenzen) bezeichnet allgemein eine Sichtweise, wonach die Geschehnisse der Welt kausal bedingt, also unabänderlich festgelegt sind. Als festlegende Faktoren sind z. B. die Kausalzusammenhänge der materiellen, physischen Welt oder/und die der Geschichte oder auch Gott angesehen worden. Die speziellere Frage nach der Vereinbarkeit von Determinismus und Willensfreiheit wird bis heute äußerst kontrovers debattiert. Die Vertreter eines sog. strengen Determinismus (wie er z. B. auch von prominenten Neurowissenschaftlern vertreten wird) gehen davon aus, dass eine determinierte Wirklichkeit notwendigerweise auch menschliches Handeln und Denken einschließt, weshalb menschliche Freiheit und Verantwortung Fiktionen darstellen und die Nichtvorhersagbarkeit von Ereignissen lediglich auf Unwissenheit zurückgeht. Determinismus und Willensfreiheit sind also unvereinbar (Inkompatibilismus). Der Indeterminismus oder Libertarismus sieht es auch so, dass Determinismus und Willensfreiheit unvereinbar sind, geht aber davon aus, dass es auch Zufälliges in der Welt gibt, also Ereignisse (oder zumindest mentale Prozesse) nicht notwendig durch Ursachen festgelegt, sondern indeterminiert (unbestimmt) sind. Willensfreiheit meint dann die Fähigkeit, unter identischen inneren und äußeren Bedingungen in verschiedener Weise aufgrund von Entscheidungen handeln zu können; der Mensch kann damit nicht nur tun, was er will (Willensfreiheit als Handlungsfreiheit zwischen Alternativen), sondern er kann es auch wollen (Willensfreiheit als Fähigkeit zu bestimmen, welche Motive, Wünsche und Überzeugungen handlungswirksam sein sollen). Der Kompatibilismus vertritt die Sicht, dass Willensfreiheit und Determinismus vereinbar sind. Hierbei wird betont, dass gerade die unleugbaren determinierenden Einflüsse garantieren, dass der Mensch echte Entscheidungen treffen kann, da er sonst in einer beliebigen und damit unberechenbaren Welt leben würde; ohne kausale Vorbedingungen wären Willensentscheidungen rein willkürlich. Worin jeweils die Freiheit des Willens gesehen wird, kann allerdings sehr unterschiedlich sein: Sie reicht von der Fähigkeit des Menschen, sich an der Vernunft orientieren zu können (Nähe zum Libertarismus), bis hin zu der Auffassung, dass Menschen andere Entscheidungen treffen könnten, wenn sie anders disponiert gewesen wären (Nähe zum strengen Determinismus).

Dharma

Dharma (sanskr.) bezeichnet das Naturgesetz, die Lehre, die Wahrheit, die ethische Norm bzw. das Gesetz. Der Buddha hat versucht, die Natur der Dinge und ihre innere Ordnung zu ergründen; seine Erkenntnisse hat er als Lehre dargelegt, welche nach der buddhistischen Auffassung der Wahrheit entspricht. Diese Lehre führt dann zur ethischen Norm bzw. zum Gesetz.

Diakonie

Diakonie (wörtlich: Dienst) bezeichnet alle Formen der Hilfe für Bedürftige im Rahmen der Kirche. Darüber hinaus ist »Diakonie« auch die Kurzbezeichnung für das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche Deutschlands, das als offizieller Verband der EKD Sozialhilfe-, Kranken-, Pflege- und andere Einrichtungen betreibt.

Diakonie

(wörtlich: Dienst) bezeichnet alle Formen der Hilfe für Bedürftige im Rahmen der Kirche. Darüber hinaus ist »Diakonie« auch die Kurzbezeichnung für das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche Deutschlands, das Sozialhilfe-, Kranken-, Pflege- und andere Einrichtungen betreibt.

Diana

war in der römischen Mythologie die Göttin des Mondes und der Fruchtbarkeit, Be­schüt­zerin der Frauen und Mädchen. Sie war Helferin bei der Niederkunft, hatte jedoch auch Züge einer Todesgöttin. Sie ging aus Jupiters Ver­bindung mit Latona hervor und war die Schwester des Apollo. Sie blieb Jungfrau und vermählte sich nicht.

Diaspora

Diaspora (griech. Zerstreuung) bezeichnet heute das Gebiet oder überhaupt die Existenz einer wie auch immer gearteten Minderheit (religiös, kulturell etc.). Die Situation, als Minderheit außerhalb eines eigenen Staats überall auf der Welt zu leben, spielt für jüdische Geschichte eine besondere Rolle (sog. Jüdische Diaspora). Schon seit dem 6. Jh. v. Chr. entstanden jüdische Diasporagemeinden außerhalb des Landes Israel, v. a. in Ägypten, Babylonien und Persien. Nach der Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. zogen viele jüdische Familien in den Norden des Landes, viele wanderten aber auch in andere Teile des Römischen Reiches aus und zogen z. B. nach Frankreich, Spanien oder in die Städte am Rhein.

Digitalisierung

Elektronische Geräte wie z. B. Computer arbeiten binär, d. h. auf Grundlage von nur zwei Werten (0 und 1). Überträgt man Informationen aus der »realen« bzw. »analogen« Welt in diese binäre Form, spricht man von Digitalisierung. Heutzutage sind die meisten kulturellen Erzeugnisse (z. B. Bücher, Musik, Fotos, Filme) digital verfügbar und verdrängen die älteren analogen Medien zunehmend.

Dilemma(-Situationen)

(griech.: zweigliedrige Annahme): Dilemma bezeichnet eine Problemstellung bzw. Entscheidungssituation mit zwei (oder ggf. mehr) Wahlmöglichkeiten, die zu inakzeptablen Konsequenzen führen. Beispiel: Ein voll besetztes Passagier­flug­zeug wurde entführt. Die Entführer kündigen an, es innerhalb der nächsten 30 Minuten absichtlich in ein Atomkraftwerk zu lenken und dadurch eine atomare Katastrophe zu verursachen. Soll man das Flugzeug abschießen und Hunderte unschuldiger Menschen töten?

Beim sog. Heinz-Dilemma von L. Kohlberg musste z. B. von Probanden entschieden werden, ob ein Mann ein überteuertes Medikament stehlen darf, das seiner Frau das Leben retten könnte. In der Pädagogik gibt es eine lange Diskussion darüber, welchen Stellenwert die Bearbeitung solcher Dilemma-Geschichten im Schulunterricht für die Entwicklung des moralischen Urteils hat.

DINK

ist ein Abkürzungswort für engl. double income no kids, das aus der Marketingsprache kommt und die entsprechende Lebensform bezeichnet.

Diskriminierung

(lat. discriminare, absondern, unterscheiden): herabsetzen, benachteiligen, ungleich behandeln

Dogma

(griech.: Lehre): Dogmen sind Sätze, in denen verbindlich zusammengefasst wird, was Christen glauben. Im engeren Sinne bezeichnen Dogmen die altkirchlichen Konzilsentscheidungen, wie z. B. das Trinitätsdogma oder das christologische Dogma (Jesus Christus als wahrer Mensch und wahrer Gott) sowie einige spätere dogmatische Festlegungen der katholischen Kirche (z. B. die Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubensentscheidungen, 1870, oder die Himmelfahrt Marias, 1950). Im allgemeineren Sinn bedeuten Dogmen Glaubensgrundlagen. In der evangelischen Kirche wurden keine neuen Dogmen mehr formuliert; um den Antwortcharakter der Glaubenssätze zu betonen, sprach und spricht man hier lieber von Bekenntnissen (Glaubensbekenntnis). Dogmen und Bekenntnisse sind nach evangelischem Verständnis immer abgeleitete Wahrheiten; maßgeblich ist die Orientierung am Evangelium. Als solche abgeleitete Wahrheiten können Dogmen / Bekenntnissätze es leisten, eine Glaubensgemeinschaft zusammenzuhalten. Sie eröffnen einen Spielraum für Deutung, Kommunikation, Auseinandersetzung und persönliche Aneignung, aber sie stecken auch Grenzen ab gegen einen willkürlichen Umgang mit Glaubenstraditionen.

Dollard, John

(* 1900, † 1980), US-amerikanischer Soziologe und Psychoanalytiker, formulierte zusammen mit Neal E. Miller die Hypothese, dass Aggression aus Frustration erwächst. Damit macht er letztlich Faktoren außerhalb des Menschen verantwortlich, die in diesem Frustrationsgefühle wecken.

Dopamin


Dopamin ist ein köpereigener Botenstoff im Gehirn. Er wirkt längerfristig motivations- und antriebssteigernd und vermittelt positive Gefühlserlebnisse, darum wird er auch als »Glückshormon« bezeichnet.

Doppelgebot der Liebe

Jesus fand in seiner Bibel, dem Alten Testament, das Gebot, Gott über alles zu lieben (5. Mose 6,5), und das Gebot, den Anderen, den Nächsten, zu lieben wie sich selbst (3. Mose 19,18). Für ihn gehörten diese beiden Gebote zusammen (Lk 10,27); in ihnen sind alle anderen Gebote und Regeln enthalten.

Doré, Paul Gustave

(1832–1883) war ein französischer Maler und Grafiker. Bekannt wurde er v. a. als Illustrator von Werken der Weltliteratur, darunter auch der Bibel.

Down-Syndrom

ist die Bezeichnung für eine durch einen genetischen Zufall entstehende Chromosomenveränderung: Bei Menschen mit Down-Syndrom ist das 21. Chromosom in der Körperzelle dreifach, statt wie sonst zweifach vorhanden. Deshalb spricht man auch von einer Trisomie 21. Der Begriff Down-Syndrom geht auf den Namen des englischen Arztes John Langdon Down zurück, der das Erscheinungsbild als Erster 1866 beschrieb. Allerdings sprach er, wegen der mandelförmigen Augenform, die ihn an Angehörige eines asiatischen Volkes erinnerten, noch von »Mongolismus«. Dies wird heute als völlig irreführend abgelehnt. Die geistigen Fähigkeiten der Menschen mit Down-Syndrom können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein: Die Spanne reicht von einer schweren geistigen Entwicklungsverzögerung bzw. Behinderung bis zu fast durchschnittlicher Intelligenz. Allerdings hängt hier viel auch davon ab, inwieweit das Kind gefördert wird.

Dreyfus-Affäre

Dreyfus-Affäre bezeichnet einen antisemitisch motivierten Justizskandal des 19./20. Jh.s, der die Meinungen in ganz Europa spaltete. 1894 wurde der völlig unschuldige, elsässisch-jüdische Hauptmann Alfred Dreyfus (1859–1935) von einem Kriegsgericht wegen angeblichen Landesverrats an das Deutsche Kaiserreich zu lebenslanger Isolationshaft verurteilt. Das Urteil wurde 1899 aufgehoben, 1902 wurde Dreyfus rehabilitiert.

Dualismus

Religion oder Weltanschauung, die von zwei einander entgegengesetzten Mächten ausgeht, welche sich im Kampf gegeneinander befinden oder auch komplementär aufeinander bezogen sind (wie z. B. Yin und Yang). Der persische Zorastrismus (Zarathustra) ist ein Beispiel für eine dualistische Religion. In der Philosophie vertrat Platon  einen Dualismus zwischen Körper und Seele, der das Christentum und seine Vorstellung vom Menschen stark beeinflusst hat.

DZI-Spendensiegel

Das DZI (deutsches Zentral-instituts für soziale Fragen) weist mit seinem Spendensiegel darauf hin, dass eine Organisation mit Spendengeldern sorgfältig und verantwortungsvoll umgeht. Dazu gehören z. B. die Beschränkung von Werbe- und Verwaltungsausgaben, die zweckgerichtete, sparsame und wirtschaftliche Verwendung der Spendengelder, Transparenz in Bezug auf die Geschäftstätigkeit, Datenschutz sowie sachgerechte und informative Spendenwerbung, die die Würde aller Betroffenen respektiert.

Edikt

Erlass, Verordnung einer Obrigkeit

Eichmann, Adolf Otto

(* 1906, † 1962), SS-Obersturmbannführer, in der NS-Zeit verantwortlich für die Organisation der Vertreibung und Deportation der Juden. 1960 wurde er von Agenten des israelischen Geheimdienstes in Argentinien aufgespürt und entführt und danach in Israel in einem weltweit beachteten Prozess vor Gericht gestellt, zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Einheitsgemeinde

Einheitsgemeinde nennt man eine jüdische Gemeinde, die für alle jüdischen Strömungen offen ist. Gottesdienste und Feiern werden dabei nach orthodoxem Ritus durchgeführt, damit alle daran teilnehmen können. Die Einheitsgemeinde wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den wenigen Juden, die es noch in Deutschland gab, zum üblichen Modell gewählt, um überhaupt Gemeindeleben zu ermöglichen.

Einheitsgemeinde

meint im Judentum eine Gemeinde, die prinzipiell für alle jüdischen Strömungen offen ist. Gottesdienste und Feiern werden dabei nach orthodoxem Ritus durchgeführt, damit alle daran teilnehmen können. Die Einheitsgemeinde wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den wenigen Juden, die es noch in Deutschland gab, zum üblichen Modell gewählt, um überhaupt Gemeindeleben zu ermöglichen.