Tempel

Der Tempel in Jerusalem bildete über ein Jahrtausend das Zentrum jüdischen Lebens und Glaubens: Er war der Lebensmittelpunkt des Volkes, diente der Versammlung zum Gottesdienst und wurde für die täglichen Opfergaben genutzt. Er galt als sichtbares Zeichen für Gottes Gegenwart, da dieser nach jüdischer Vorstellung im Allerheiligsten wohnt. Der erste Tempel wurde von König Salomo vermutlich im Jahr 961 v. Chr. erbaut, 587 v. Chr. von den Babyloniern zerstört, ab 520 v. Chr. als zweiter Tempel wieder aufgebaut, bis ihn 70 n. Chr. die Römer endgültig zerstörten. Nur ein Teil der westlichen Stützmauer steht heute noch und ist unter dem Namen »Klagemauer« bekannt. Sie gilt heute als der heiligste Ort des Judentums. Die Weitergabe der Tora und die Möglichkeit, Gottesdienste zu feiern, wurden nach der Zerstörung des zweiten Tempels ganz auf die Synagogen übertragen. Jesus hat sich, wie vor ihm manche Propheten, sehr kritisch mit dem Tempelkult auseinandergesetzt und mit seiner »Tempelreinigung« (Mk 11,15–18) die Priesterschaft provoziert.